Bergsportgruppe schwebte über Gronau hinweg 14.09.2003

Wer sich Sonntag, es war der 14. September 2003, in der Früh von einem lauten Fauchen wecken ließ, der konnte die Fahrt zweier Heißluftballone über Gronau beobachten. Die Bergsportgruppe hatte Ausfahrt, diesmal nicht in die Höhen der Berge, sondern in die Lüfte über Gronau hinweg. Die Ballonfahrt war eigentlich ein Jubiläums-Geburtstagsgeschenk, dann aber mit viel Beteiligung, eine Aktion der Bergsportgruppe, und nach dem 4. Anlauf hatte es auch endlich mit dem Wetter geklappt, denn diesmal war ideales Ballonwetter vorhergesagt, vor allem kein Regen und nur lauer Wind.

Der Ballonstart gelang hinter Gronau, im Tal vor der Ölmühle, perfekt. Es blies ein leichter Wind aus 70 Grad, wie die Fachleute sagen, und die zwei Ballonführer hatten keine Mühe, die 12 Passagiere in ihren Körben über die Baumwipfel entschwinden zu lassen. Die Gasbrenner fauchten laut aus allen Rohren und rasant war der Aufstieg. Es ist ungewohnt, denn die Fahrt gelingt ohne jeden spürbaren Fahrtwind. Jede Positionsveränderung der Passagiere im Korb machte sich mit heftigem Schaukeln bemerkbar. Also hieß es: immer schön ruhig in seinem Eck im Korb stehen bleiben.

Es ist wunderschön, so mal die Welt von oben zu betrachten. Hier hat man den Überblick und fühlt sich vogelfrei. Ungewohnt ist der Blickwinkel und so eine Ballonfahrt ist allemal ein besonderes Erlebnis.

Über Gronau hinweg können wir manche bekannten Gesichter begrüßen. Es ist toll, so knapp über die Häuser hinwegzuschweben. Wir lassen Gronau hinter uns, denn die Fahrt geht weiter übers Freibad Richtung Wunnenstein. Wir haben nun einige hundert Meter Höhe gewonnen und der Blick zurück in die Heimat ist wirklich beeindruckend. Wir sehen im Hintergrund die Berghöhen des Schwäbischen Waldes, darüber das fahle Licht der aufsteigenden Sonne zwischen den Wolken und davor die Gemeinden am Ende des Bottwartals, links Beilstein, dann Gronau und Oberstenfeld.

Der Wunnenstein ist erreicht, Großbottwar und Winzerhausen lassen wir hinter uns und ins Blickfeld geraten nun die Ortschaften entlang des Neckars. Der aufsteigende Nebel nimmt zu und plötzlich dreht der Wind. Tief unter uns können wir die Autobahn erkennen – mit Sicherheit kein guter Landeplatz. Wir stehen nun schon eine Weile still in der Luft. Die Sonne reißt immer wieder Löcher in die Wolken und strahlt hindurch auf die Erde. Ein faszinierender Anblick, denn aus unserer Position ist dieses Schauspiel noch viel besser zu beobachten, als von der Erde.

Unsere Fahrt stoppt merklich. Es geht nicht vorwärts und nicht zurück. Da entschließt sich unser Ballonchef zu einem Aufstieg. Mit kräftigen Gasschüben geht es ruckzuck nach oben. Unglaublich, wie schnell wir an Höhe gewinnen. Wir geraten in die über uns liegende Wolkendecke und nach kurzer Zeit stoßen wir bei ca. 1600 m hindurch. Wir schweben nun über einem Wolkenmeer und darüber breitet sich – soweit das Auge reicht – blauer Himmel aus. Die Sonne erzeugt ein unglaubliches Bild. Unser Ballonschatten zeigt sich auf dem Wolkenband, umgeben von einer Korona in Regenbogenfarben. Gerade schwebt nun unter uns auch der zweite Ballon durch die Wolkenwand und für kurze Zeit dürfen wir dieses tolle Gefühl auf uns wirken lassen. Man sagte uns, dass dies in der Ballonfahrt nicht so häufig erlebt wird.

Nun war die Landung angesagt, im allgemeinen der heikelste Teil einer Ballonfahrt, doch für einen Profi, der sein Handwerkszeug im Griff hat, keine all zu schwierige Aufgabe. Optimal wäre ein Landeplatz auf freiem Feld, möglichst nahe an einer Straße. Wie uns erzählt wurde, soll es recht ruppige Landungen geben, wo der Korb mit den Insassen hunderte von Metern durch Äcker und Wiesen geschleift wird. Von daher waren wir auf das Schlimmste vorbereitet. Alle Fotoapparate wurden sicher verstaut und nach den belehrenden Worten unseres Ballonführers ging es auch schon runter. Zwar war unter uns freies Gelände, aber mit leichtem Wind kamen wir einer Streuobstbaumreihe immer näher. Mit ein paar kräftigen Gasschüben gerade noch darüber hinweg und knapp über die Zaunreihe eines kleinen Gärtchens, landeten wir punktgenau auf einem Grünstreifen am Rande der L1115.

Es war eine sanfte Musterlandung, die die Passagiere beklatschten. Auch der zweite Ballon landete eben so glatt in der Nähe. So eine Ballonlandung zieht unwillkürlich Zuschauer in Bann und rasch waren wir umringt von staunenden und mit Interesse zuschauenden Autofahrern. Nach dem mühsamen Aufbau der Ballonkonstruktion am Morgen, galt es nun, die Gerätschaften wieder sicher zu verwahren. Mit vereinten Kräften war das rasch getan.

Wer an so einer Ballonfahrt schon einmal teilgenommen hat, der weiß, dass die Teilnehmer sich noch einer besonderen Prozedur unterwerfen müssen. Nach Ballöner Sitte wird man mit Feuer [an den Haaren] und der Löschung [ein Schuss Schampus], in den Adelsstand getauft. Adel verpflichtet und so wird jeder darauf eingeschworen, seinen Adelstitel jederzeit auswendig aufsagen zu können. Wehe dem, der sein Sprüchlein vergisst – oder was noch viel schlimmer wiegt, wenn man von einem Ballon’flug’ berichtet. Dann wird’s teuer und eine Runde besten Tröpfchens wird fällig. Nun denn, als Graf E. – über Gronau fahrender Luftritter von Wunnenstein, möchte ich meinen Bericht nun beenden. Schade, dass die Luftfahrt so schnell vorbei war.

„Glück AB – gut LAND!“ und das Abenteuer kann beginnen.

Es war ein phantastisches Erlebnis und kann jedem oder jeder empfohlen werden!