Ausfahrt vom 01.-03.09.2000 in die nördlichen Kalkalpen (Parseier-Gebiet)
Eine alte Regel – in den Alpen auf alle Wettersituationen vorbereitet zu sein – hat sich bei unserer Bergtour wieder einmal bewahrheitet. Was bei gutem Wetter im Berg oft kein Schwierigkeitsgrad darstellt, kann bei ungünstiger Witterung an manchen Stellen recht riskant werden.
Die Fahrt ins Lechtal bei regnerischem Wetter konnte die gute Stimmung der 6 Bergwanderer nicht trüben, denn kurz nach dem Abmarsch ins Madautal riss der Himmel auf, und wir erlebten den Aufstieg auf die Memminger Hütte (2.242 m) bei schönstem Alpenwetter mit Sonne und Fernsicht. Die DAV-Hütte bot ein beeindruckendes Panorama, und so konnten wir sehr gut einen Teil der Strecke des 2. Tages in Augenschein nehmen. Von der Ferne sah die Passage über die 2.632 m hohe Grießlscharte doch recht steil aus, zumal sich der überwiegende Teil des Langkar als Schneefeld präsentierte.
Der zweite Tag begann in völligem Nebel und es war jetzt von Vorteil, dass wir uns am Tag zuvor den Streckenverlauf etwas einprägen konnten. Wir mussten zunächst runter ins Parseiertal auf etwa 1.700 m, um dann den Aufstieg über die Grießlscharte nehmen zu können. Am Fuße des Langkar kämpften wir uns über schmieriges, lehmiges Gelände; danach ein langer Anstieg über 900 Höhenmeter, immer wieder den Gletscher querend. Gut, dass die Sichtweite den Blick auf die steile „Eisbahn“ nur zum Teil preisgab. Die letzten 50 Höhenmeter mussten durch eine Wand geklettert werden. Bröckeliges, glitschiges Gestein und teilweise abgerissene Drahtsicherungen waren kleine Herausforderungen, die aber alle bewältigt werden konnten.
Ein hochprozentiger Umtrunk, gespendet von Bergwanderern aus Wüstenrot, die wir an dieser Stelle trafen, wurde dankbar angenommen. Nach dieser Anstrengung war der Weg bis zur Ansbacher Hütte (2.376m) nur noch Routine. Erst am Abend riss der Nebel über dem Stanzer Tal (Arlberg-Schnellstraße) auf und zeigte einen Teil der schönen Bergwelt. Am späten Abend pfiff ein eisiger Wind um die Hütte – schwarze Wolken zogen auf. In der Nacht begann es zu regnen, und unser Hüttenlager war direkt unter dem Dach.
Am nächsten Morgen war die Überraschung perfekt: Alles war in Weiß gehüllt – einige Zentimeter Neuschnee waren gefallen. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Wieder einmal galt es umzudisponieren, denn Sicherheit war die Prämisse – so wählten wir den kürzesten Weg und den Abstieg ins Madautal. Der Schneefall ging bei der Baumgrenze in Nieselregen über. Einige von unten ausgehöhlte Gletscherstücke waren zu überwinden und auch die tiefen Spalten stellten sich noch als Hindernis dar. Nach dem Blick in die Tiefe, war es schon ein mulmiges Gefühl, den Sprung anzusetzen. Ein knöcheltief lehmsumpfiges Geländestück war dann sicher auch kein Grund zur Freude. Auch diese Hürde wurde genommen und wir erreichten nach einem langen Marsch durch das Alperschon- und Madautal wieder unseren Ausgangpunkt in Stockach bei Bach.
Für den traditionell gemütlichen Abschluss in einem Gasthof, mussten die letzten trockenen Klamotten zusammengesucht werden. Kaum waren wir umgezogen, zeigte sich wieder frech die Sonne. Die Heimfahrt im TSV-Bus war dank der Fahrkünste von Sieghard noch recht angenehm… zumal uns zu Hause Monikas selbstgebackene Sachertorte den Abschluss versüßte.
Am Schluss waren sich alle einig – trotz der äußeren Umstände war es eine gelungene Veranstaltung…